MEIN MANNHEIM.

Eichbaum ist für mich ein Stück Heimat.

Gerald Marzenell, der unangefochtene Mister Bundesliga, über das Geheimnis seiner Erfolge als Spieler und Trainer des TK Grün-Weiß Mannheim, seine tiefe Verbundenheit mit der Region und seine Wünsche für die Zukunft.

Wann schlugen Sie eigentlich Ihre ersten Filzbälle übers Netz?

Das war vergleichsweise spät, im Alter von 11 Jahren auf der Anlage des TC Kurpfalz Seckenheim. Ich hatte als Kind zunächst mit Leichtathletik begonnen unddann Fußball gespielt, meine große Leidenschaft. Bei der Gründung und dem Aufbau des Tennisclubs in Seckenheim war mein Vater damals beteiligt, weshalb ich dort natürlich auch reingeschnuppert und die ersten Bälle gespielt habe.

Warum fiel Ihre Wahl dann später auf Tennis und nicht auf Fußball?

Ich habe eine Zeit lang beides gespielt und hatte wunderschöne Erlebnisse im Fußball. Ich liebe den Mannschaftssport und kann mich an tolle Highlights erinnern, wie das Finale bei „Jugend trainiert für Olympia“ im Berliner Olympiastadion. Allerdings musste ich mir irgendwann eingestehen, dass ich auf Grund der Belastung und vor allem der Terminüberschneidungen nicht dauerhaft die beiden Sportarten parallel betreiben kann. Mit 14 habe ich mich dann schließlich für Tennis entschieden, weil man hier Herr über sein eigenes sportliches Schicksal ist. Im Fußball bist du auf andere Menschen angewiesen - nicht nur auf deine Mitspieler, sondern auch auf das Wohl des Trainers oder der Scouts. Gute Netzwerke sind da manchmal wichtiger als die reine Leistung Im Tennis ist das anders: Wenn du deine Spiele gewinnst, kommst du weiter. Punkt.

Apropos Vergangenheit: Können Sie sich als echter Mannheimer noch erinnern, wann die Marke Eichbaum das erste Mal eine Rolle in Ihrem Leben spielte?

Oh ja, sehr genau. Das war mit knapp 17 Jahren auf dem 50. Geburtstag meines Vaters. Es muss wohl ein UREICH gewesen sein, weil mir der herbe Geschmack im Gedächtnis geblieben ist. Ich trinke das Bier heute noch gerne. Als aktiver Profi – damals wie heute – ist Alkohol natürlich die Ausnahme. Allerdings kenne ich viele Profispieler, die alkoholfreies Bier auf Grund der ernährungsphysiologisch günstigen Zusammensetzung sehr zu schätzen wissen.

Wie wichtig ist es, dass sich gerade auch regionale Sponsoren wie die Eichbaum bei Grün-Weiß engagieren?

Für uns ist es elementar wichtig. Ohne dieses Engagement gäbe es schlichtweg kein Profitennis in Mannheim. Unsere regionalen Sponsoren wie die Eichbaum sind das Rückgrat des Vereins. Dabei geht es nicht nur um das Geld, sondern auch um kurze Wege, schnelle Entscheidungen und gegenseitige Hilfe.

Als Profi haben Sie in der Weltrangliste bis auf Position 182 geschafft und waren viel auf der Welt unterwegs. Welche Erinnerungen sind Ihnen im Gedächtnis geblieben?

Da gibt es sehr viele schöne Erinnerungen, allen voran die Qualifikationen, die ich in Wimbledon, Paris, Monte Carlo oder auch in München gespielt habe. In meiner Trainerfunktion durfte ich in Wimbledon sogar auf den Hauptplätzen trainieren. Wenn man da einläuft und die Tribünen sieht, dann ist das Gänsehaut pur! Allerdings habe ich auf all den Reisen auch gemerkt, wie wichtig mir meine Heimat ist und wie ich sehr ich sie liebe und schätze. Hier sind meine Freunde, meine Familie, einfach alles, was mir wichtig ist!

Haben Sie deshalb auch Ihre gesamte Spieler- und Trainerlaufbahn in Mannheim verbracht. Gab es nie den Gedanken auch mal zu wechseln und etwas Anderes auszuprobieren?

Natürlich gab es immer wieder Angebote, teils wirtschaftlich sehr interessant. Aber ein Wechsel hätte gegen mein Naturell verstoßen. Ich bin ausgesprochen heimatverbunden und fühle mich hier wahnsinnig wohl. Niemals hätte ich es übers Herz gebracht für einen anderen Verein in Mannheim gegen Mannheim anzutreten – egal, ob als Spieler oder als Trainer!

Sie gelten als Mr. Bundesliga, haben unzählige Bundesligaspiele als Spieler für die Grün-Weißen bestritten und sind seit Beendigung Ihrer aktiven Karriere Trainer der Bundesliga-Mannschaft. Was ist eigentlich der schönere Part?

Meine 213 Spiele als Aktiver sind vermutlich ein Bundesliga-Rekord für die Ewigkeit. Ich kann es mir kaum vorstellen, dass das noch einer knackt. Vergleichen lassen sich die Parts kaum und unvergessliche Erlebnisse gibt es aus beiden Lebensabschnitten. Unsere erste Meisterschaft im Jahr 1993 wird mir immer im Gedächtnis bleiben, diese Bilder haben sich eingebrannt. Wir haben den Titel als kompletter Außenseiter geholt, hatten in der Runde zweimal deutlich gegen den hoch favorisierten den TC Blau Weiß Neuss verloren und haben dann doch das Finale für uns entschieden. Als Trainer schaut man mit einem anderen Blickwinkel auf die Dinge. Man muss versuchen das Maximale aus der Truppe herauszukitzeln und freut sich enorm, wenn dann alles funktioniert. 2019 beispielsweise waren bei uns von Punkt 1 bis Punkt 6 alle Spieler ausgefallen, so dass wir nur unsere Jungs ab Nummer 7 auf den Platz schicken konnten – und wir sind Deutscher Meister geworden!

Wie schafft man ein solches Wunder?

Nur über Teamgeist! Das habe ich aus meiner Zeit im Fußball mitgenommen. Mein früherer Trainer Fips Rohr hat es mir beigebracht. Mit Herzblut und Leidenschaft, bringt man als eingeschworene Einheit 10% mehr Power auf den Platz. Und diese 10% entscheiden zum Schluss über Sieg oder Niederlage. Denn obwohl wir bei Grün-Weiß auf dem Papier oftmals im Vergleich zu den Top-Teams der Liga nicht die besseren Einzelspieler hatten, gingen wir häufig als Sieger aus den Matches hervor. Ich kann mich erinnern, wie ich 2019 die wenigen Stufen in die Spielerkabine hinuntergegangen bin und von Stufe zu Stufe mehr von dieser phänomenalen Energie, von diesem Teamspirit gespürt habe, der mir da entgegenschlug. Das war im besten Wortsinn elektrisierend, die Energie war mit den Händen zu greifen!

Wenn Sie Ihren Tenniskollegen aus aller Herren Länder erzählen, woher Sie kommen: Wie beschreiben Sie Land und Leute?

In der Kurpfalz kann man nicht nur gutes Tennis genießen, sonder auch das Leben an sich. Ich liebe die Biergärten und die vielen Möglichkeite bei angenhemen Temperaturen im Freien zu essen und sich auszutauschen. Die lebenswerten Städte Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen bilden das Zentrum, außerherum haben wir herrliche Landschaften und Erholungsgebiete wie die Deutsche Weinstraße, die Bergstraße oder den Kraichgau. Dazu eine perfekte Verzahnung in alle Himmelsrichtungen. Was will man mehr?

Und wenn wir uns nach einem Heimsieg im Clubhaus auf ein Bier treffen würden – welches Bier wäre das? Haben Sie eine Lieblingssorte?

Sie würden mich mit einem frisch gezapften UREICH oder mit einem Weizenradler antreffen. Tatsächlich sieht man mich dort oft mit einem Bierchen, weil ich mir dann wunderbar Gedanken über das nächste Spiel und die perfekte Mannschaftsaufstellung machen kann. Und ganz ehrlich: In solchen Momenten ist Eichbaum auch einfach ein Stück Heimat für mich. Es gehört zu unserer Stadt wie der Wasserturm oder die Adler!

Zum Eishockey gehen Sie auch?

Ich liebe es und verpasse kein Spiel, wenn es mein Terminkalender zulässt! Es gibt aus meiner Sicht auch sehr viele Parallelen in unseren Sportarten. Aber man muss natürlich sagen, dass ich generell ein Sportjunkie bin. Ich besuche gerne Fußballspiele des SV Waldhof oder der TSG Hoffenheim, schaue ab und an bei den Löwen und Eulen vorbei und habe selbstverständlich auch das Hockey Final Four auf der Anlage des MHC mitverfolgt.

Wir merken: Auch wenn Sie schon so lange mit von der Partie sind, stecken Sie noch immer voller Energie. Was sind denn Ihre Pläne und Wünsche für die nahe Zukunft?

Das Allerwichtigste ist es erst mal gesund zu bleiben, alles andere kommt von allein. Für unsere Welt wünsche ich mir, dass die Zeiten wieder ruhiger und friedvoller werden. Und auf meine Heimat bezogen hoffe ich, dass wir positiv in die Zukunft blicken und wieder mehr zu schätzen lernen, was wir haben. Meine Reisen haben mich in die ganze Welt geführt. Ich war oft in Russland, in Asien, in den ärmeren Gebieten Südamerikas oder Nordafrikas, sogar in einigen Slums wie in Mexico City. Wir dürfen uns unsere eigene Heimat nicht selbst schlecht reden, sondern sollten dankbar sein, was unsere Eltern und Großeltern nach dem Krieg geleistet und aufgebaut haben. Das gilt es mit Energie, Zusammenhalt und einer positiven Grundeinstellung zu erhalten. Denn nur wenn wir stark bleiben, können wir auch anderen Menschen auf dieser Welt Unterstützung geben, denen es nicht so gut geht wie uns in der Kurpfalz.

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Eichbaum Aktuell: Seit April 2012 beschäftigen Sie sich so intensiv mit neuen Projekten der Söhne Mannheims, dass Sie nicht mehr an Livekonzerten der Band teilnehmen konnten. Woran genau arbeiten Sie gerade?

Michael Herberger: Zum einen an den nächsten Aktivitäten im Rahmen unseres Musikprojekts „Sing um dein Leben“ mit Kandidaten aus dem Team Xavier der Pro7/SAT1-Reihe „The Voice of Germany“ – ganz aktuell ist zum Beispiel ein weiteres Album geplant. Zum anderen sind wir voll eingebunden in die Konzeption eines neuen „Kreativdorfs“, das auf dem Gelände der ehemaligenTaylor Barracks in Vogelstang entstehen soll. Wie der Arbeitstitel schon sagt, wollen wir damit vor allem die Kreativwirtschaft ansprechen – vom Musiker bis zum Ingenieur. Einen besseren Standort als Mannheim kann ich mir für so ein Projekt nicht vorstellen.

Eichbaum Aktuell: Was genau lieben Sie denn besonders an Ihrer Stadt?

Michael Herberger: Was mich vor allem fasziniert, ist die spannende Mischung aus Bodenständigkeit und Weltoffenheit. Mannheim ist eine Schönheit mit Ecken und Kanten, eine Stadt für den zweiten Blick: Die vielen Vorzüge offenbaren sich nicht beim allerersten Besuch. Aber wer hier wohnt, der fühlt sich richtig wohl, das beweisen fast alle Umfragen. Das liegt sicherlich auch an den angenehm kurzen Wegen: Um von den Quadraten in den Odenwald oder in den Pfälzerwald zu kommen, braucht man gerade einmal eine halbe Stunde.

Eichbaum Aktuell: An welchen Plätzen in der Quadratestadt fühlen Sie sich am wohlsten?

Michael Herberger: Das hängt natürlich in erster Linie vom jeweiligen Lebensabschnitt ab. Im Moment, als Vater kleiner Kinder, entdecke ich gerade wieder neue Facetten an meiner Stadt, die mir zuvor eher verborgen geblieben waren: zum Beispiel den Luisenpark. Ich bin wirklich begeistert, mit wie viel Liebe zum Detail die Anlagen dort gestaltet sind und immer wieder umgestaltet werden. Dazu kann ich die Verantwortlichen nur beglückwünschen.

Eichbaum Aktuell: Und nach welchen Kriterien suchen Sie die Restaurants oder Kneipen aus, in die Sie mehr oder weniger regelmäßig gehen?

Michael Herberger: Auch auf diese Frage hätte ich vor 20 Jahren eine ganz andere Antwort gegeben. Aber ich muss zugeben: Mit
zunehmendem Alter nimmt die Toleranz gegenüber schlechtem Essen spürbar ab. Das hat übrigens nicht primär etwas mit der Kategorie der Lokale zu tun: Es gibt zum Glück genügend Restaurants, in denen man es sich zu fairen Preisen schmecken lassen kann. Zu meinen Favoriten gehören derzeit unter anderem das Costa Smeralda in der Schwetzinger Straße, das Wirtshaus zum Neckartal in Feudenheim und das Le Corange in der Innenstadt – wenn man dahin geht, sollte man allerdings ein paar Euro mehr einstecken.

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