MEIN NEUSTADT 

„Craft-Bier steht für Handwerk und Qualität.“

Andrea und Christoph Meininger, Geschwister aus Neustadt an der Weinstraße und Geschäftsführer des gleichnamigen Getränkefachverlags, über die internationale Craft-Bier-Szene, die Unterschiede zwischen Wein und Bier und die Freude an ihrer Heimat.

EICHBAUM aktuell: Der Meininger Verlag wurde 1903 von Ihrem Urgroßvater Daniel Meininger in Neustadt an der Weinstraße gegründet und startete mit der Fachzeitschrift „Das Weinblatt“. Was hat sich seitdem getan, wie ist das Portfolio im Jahr 2020?

Andrea Meininger: Der Meininger Verlag ist einer der ältesten deutschen Fachverlage. Die Urzelle unseres Medienhauses ist der Wein, darauf haben die Folgegenerationen alles aufgebaut. Heute haben wir uns international auf die Wein- und Getränkebranche spezialisiert. Neben den bekannten Fachzeitschriften (Weinwirtschaft, Getränke Handel, Sommelier und Mixology, Meininger’s Wine Business International) und Spezial Interest Magazinen (Meiningers Craft und Weinwelt) organisieren wir Messen und Fachkongresse sowie Award-Veranstaltungen für die unterschiedlichen Branchen aus dem Wein- und Getränkebereich. Darüber hinaus führen wir eine Reihe von Wein-, Spirituosen- und Bierwettbewerben wie Meininger‘s International Craft Beer Award durch.

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Andrea und Christoph Meininger, Geschwister aus Neustadt an der Weinstraße

EICHBAUM aktuell: Sie fungieren beide als geschäftsführende Gesellschafter innerhalb des Familienunternehmens. Wie haben Sie die Aufgaben untereinander aufgeteilt? Und war Ihnen beiden von Anfang an klar, dass Sie ins Familienunternehmen einsteigen werden?

Christoph Meininger: Schon in sehr jungen Jahren war ich mir sicher, dass ich in das Familienunternehmen einsteigen werde. Ich habe meine Schul- und Studienzeit in den USA verbracht. Dadurch konnte ich viele internationale Ansätze mit nach Hause bringen. Heute bin ich im Verlag für die betriebswirtschaftliche Seite, Verkauf und Internationalisierung verantwortlich, wobei ich betonen muss, dass wir, meine Schwester und ich, Hand in Hand arbeiten und sich oft Geschäftsfelder überschneiden.

Andrea Meininger: Nein, ich habe einige Zeit in Frankfurt, wo auch damals mein Lebensmittelpunkt war, in einer PR-Agentur gearbeitet. Mein Bruder hat mich dann „abgeworben“, um das neue Standbein Events, Messen und Kongresse aufzubauen. In meiner Verantwortung liegen heute Redaktion, Marketing und Events.

EICHBAUM aktuell: Mit MEININGERS CRAFT widmet der MEININGER VERLAG dem Thema Bierkultur seit 2015 einen eigenständigen Titel. Das Magazin erscheint viermal pro Jahr und richtet sich an die gesamte Bier-Community. Wie kam es zu der Idee, dem Thema Craft Beer ein eigenes Magazin zu geben?

„Die Zeit war einfach reif für den Craftbeer Award.“

Christoph Meininger: Die Zeit war einfach reif. Wir haben den Craftbeer Award ins Leben gerufen und begleitend dazu ein einmalig erscheinendes Supplement rund um die neu entstandene Szene. Die Branche, darunter auch große Brauer und Hersteller von regionalen Bieren, verlangte nach mehr. Heute erscheint Meiningers CRAFT viermal im Jahr und wird über Abonnements sowie den speziellen Zeitschriftenhandel vertrieben.

EICHBAUM aktuell: Welche Themen stehen bei MEININGERS CRAFT besonders im Fokus?

Andrea Meininger: Wir versuchen abzubilden, was die Szene insgesamt bewegt – in Deutschland und auf der ganzen Welt. Wir erzählen Geschichten der Menschen, die hinter den Bieren stehen, und es ist erstaunlich, wie individuell die Wege der Brauer sind. Wir spüren Trends auf, interviewen Experten, verkosten für jede Ausgabe neue Biere. Im Blick haben wir die kleinen, experimentellen Brauer und die großen, aber auch die traditionellen Brauer. Immerhin sind es ihre Betriebe, die oft schon seit Jahrhunderten hierzulande handwerkliche Braukunst pflegen.

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EICHBAUM aktuell: Sind die Journalisten, die über Bier schreiben, eigentlich andere als diejenigen, die sich bei Ihnen um die Weinthemen kümmern? Braucht es dafür neben der journalistischen Expertise auch eine spezielle bierfachliche Ausbildung?

Andrea Meininger: Ja, in jedem Fall. Sowohl unsere Chefredakteurin Marika Schiller als auch Benjamin Brouer (Redaktion) sind beide Biersommeliers. Eine intensive und zeitaufwendige Ausbildung. Unsere Herangehensweise bei der Verkostung von Weinen und Bieren basiert auf derselben Grundlage. Wir haben ein hierfür speziell entwickeltes System, welches eine nachvollziehbare und neutrale Beurteilung ermöglicht. Die bei Verkostung, Bewertung und Beschreibung von Bier eingesetzten Experten unterscheiden sich bei ihrem beruflichen Hintergrund deutlich von den Weinexperten. Insbesondere die Vielfalt der unterschiedlichen Bierstile stellt eine wahre Herausforderung für die Verkoster und Redaktion dar. Dieses breit angelegte Wissen können sie nur mitbringen, wenn sie beruflich tief in dem Thema verwurzelt sind. 

EICHBAUM aktuell: Trinken Sie beide auch gerne mal ein Bier und gibt es eine Lieblingssorte?

Christoph Meininger: Ich liebe Helles. Aber es geht nichts über ein frisch gezapftes Pils nach einer anstrengenden Weinverkostung.

Andrea Meininger: Ja, besonders im Sommer. Da trinke ich sehr gerne mal ein kühles Radler. Sonst bin ich völlig offen für Craft-Biere, wobei ich mildere Varianten bevorzuge. 

EICHBAUM aktuell:  Apropos Lieblingssorten: Beim Meininger´s International Craft Beer Award werden jedes Jahr gut 1.000 Biere aus aller Welt kritisch begutachtet und verkostet. Wie genau funktioniert dieser Award und warum haben Sie ihn ins Leben gerufen?

Christoph Meininger: Zum einen wollten wir dem Konsumenten Orientierung auf dem Markt der Spezialitätenbiere geben – die Craft-Bier-Bewegung in Deutschland steckte 2014, als wir den Wettbewerb zum ersten Mal veranstaltet haben, ja noch in den Kinderschuhen. Die Medaillen sollten zeigen, dass ebendiese Biere Genuss versprechen. Die Brauer wiederum erhalten über den Wettbewerb ein professionelles Feedback. Jedes Bier wird einzeln verkostet, bewertet und über für jede Bierkategorie definierte Attribute aromatisch beschrieben. Das sich daraus ergebende Flavour-Profil wird über ein Spinnennetzdiagramm veranschaulicht. Diese Herangehensweise bietet den Brauern einen enormen Mehrwert und ist im Vergleich zu anderen Wettbewerben einzigartig.

EICHBAUM aktuell: Wir bedanken uns für das Gespräch.

 

(Interview aus dem Jahr 2020)

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