MEIN ODENWALD.

„Käsefondue ist kein Ersatz für Kochkässchnitzel“

Timo Glock, ehemaliger Formel-1-Pilot und in die Schweiz emigrierter Odenwälder, über seine bisherige Motorsport-Karriere, die liebenswerten Besonderheiten seiner alten Heimat und die wichtigsten umzugsbedingten Veränderungen auf seiner persönlichen Speise- und Getränkekarte.

Eichbaum aktuell: Herr Glock, drei Podest-Platzierungen in der Formel 1, Sieger der prestigeträchtigen GP2-Serie, Rookie of the Year in der amerikanischen Champ-Car-Serie: Vor 25 Jahren wären Sie mit Ihren Erfolgen der Nationalheld in Sachen Motorsport gewesen. Bedauern Sie es manchmal, ausgerechnet in die Ära der Schumachers und Vettels geboren worden zu sein?

Timo Glock: Nein, überhaupt nicht. Abgesehen davon, dass ich meinen Landsleuten ihre Titel von Herzen gönne: Gerade im Rennsport lassen sich sportliche Erfolge für den Fahrer ziemlich schwer planen. Deshalb geht es für mich nicht um solche abstrakten Vergleiche, sondern ganz konkret darum, bei jedem einzelnen Rennen das Beste aus den jeweiligen Möglichkeiten zu machen. Wenn mir das gelingt, bin ich zufrieden – und zwar relativ unabhängig davon, wer in der Gesamtwertung gerade vor mir liegt.

Eichbaum aktuell: An welchen der insgesamt 91 Grands Prix Ihrer Formel-1-Karriere erinnern Sie sich am liebsten?

Timo Glock: Eigentlich an alle, bei denen ich auf dem Podest gelandet bin. Wenn ich mich für einen entscheiden müsste, wäre das der zweite Platz in Singapur 2009, weil es auf dieser Strecke nicht so sehr auf das Auto, sondern mehr auf den Fahrer ankommt.

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Eichbaum aktuell: Und an welchen denken Sie am wenigsten gern zurück?

Timo Glock: Das ist das Rennen nur eine Woche danach. Da hatte ich in Suzuka in Japan einen schweren Unfall und konnte wegen einer Beinverletzung den Rest der Saison nicht mehr starten. „Gegen eine Eichbaum-Zweigstelle in der Schweiz hätte ich nichts einzuwenden.“

Eichbaum aktuell: Seit 2013 sind Sie als BMW-Werksfahrer in der DTM unterwegs. An der Serie haben sich schon viele F1-Fahrer die Zähne ausgebissen. Was macht die Umstellung so schwierig?

Timo Glock: Es ist einfach ein völlig anderes Fahren. So unterschiedlich, wie die Autos schon rein optisch wirken, verhalten sie sich auch auf der Strecke. Formel-1-Wagen erlauben eine weitaus aggressivere Fahrweise, man kann beispielsweise in die Kurven hineinbremsen, das geht mit einem DTM-Fahrzeug weniger gut. Und was sogar viele Experten oft vergessen: Das Niveau der Piloten in der DTM ist inzwischen unglaublich hoch – im Durchschnitt höher als in der Formel 1, würde ich behaupten.

Eichbaum aktuell: Um im Rennsport vorne mitmischen zu können, muss man nicht nur fahrerisch, sondern auch körperlich topfit sein. Stimmen die Medienberichte, dass Sie mit Sebastian Vettel früher öfter mal Mountainbike-Touren durch den Odenwald unternahmen?

Timo Glock: Das haben wir leider erst in der Schweiz ein paarmal geschafft. Daheim im Odenwald war ich meistens allein unterwegs.

Eichbaum aktuell: Hatten Sie dabei bestimmte Lieblingsstrecken – und vielleicht auch das eine oder andere Lieblingslokal zum Einkehren?

Timo Glock: Nein, ich bin einfach aufs Bike gestiegen und drauflos gefahren. Im Odenwald kann man das problemlos machen, weil es hier im Grunde keine Strecke gibt, die nicht schön ist.


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Für die Lokale gilt fast Dasselbe, allerdings habe ich auf den Touren in der Regel keine Pausen gemacht. Was ich mir allerdings selten entgehen ließ, wenn ich zwischen den Rennen mal nach Hause kam, war das berühmte Kochkässchnitzel im Blauen Aff in Bensheim. Und das eine oder andere Eichbaum habe ich mir in der Winterpause selbstverständlich auch mal genehmigt.

Eichbaum aktuell:Wenn Sie Ihren Fahrerkollegen an den Rennstrecken der Welt erklären, woher Sie stammen: Wie beschreiben Sie die Region und die Menschen, die hier leben?

Timo Glock: Für manche DTM-Fahrer ist der Odenwald ja durchaus ein Begriff, aber die Formel-1-Kollegen konnten damit zunächst einmal gar nichts anfangen. Erst wenn sie hörten, dass er zwischen Frankfurt und Hockenheim liegt, hatten sie zumindest eine geographische Vorstellung davon, wo ich herkomme. Den typischen Odenwälder zu beschreiben, ist da schon schwieriger. Ich würde sagen, er weiß ziemlich genau, was er will und lässt sich nicht von seinem Weg abbringen – selbst wenn er in die falsche Richtung führt.

Eichbaum aktuell:Sie leben seit einiger Zeit in der Schweiz. Gibt es einige regionale Besonderheiten, die man als waschechter Odenwälder dort vermisst?

Timo Glock: Ich habe das Glück, am Bodensee zu wohnen – in einer Region, die ebenfalls eine sehr hohe Lebensqualität bietet und die auch nicht so weit von meinem früheren Zuhause entfernt liegt. Deshalb hält sich das Heimweh in sehr erträglichen Grenzen. Noch schöner wäre es natürlich, wenn mein alter Freundeskreis auch hier leben würde.

Eichbaum aktuell: Aber wie steht es mit den leiblichen Genüssen? Ist das Schweizer Käsefondue wirklich ein Ersatz für das Odenwälder Kochkässchnitzel?

Timo Glock: Nein, das ist keine ernstzunehmende Konkurrenz. Aber als Sportler muss ich mit solchen Kalorienbomben sowieso vorsichtig sein. Insofern habe ich die Veränderung auch in kulinarischer Hinsicht bisher ganz gut überstanden.

Eichbaum aktuell: Und wie schmeckt das Bier in der Schweiz?

Timo Glock: Im Prinzip gar nicht so schlecht. Trotzdem hätte ich nichts dagegen, wenn Eichbaum demnächst eine Zweigstelle in meiner Gegend eröffnet.

Eichbaum aktuell: Bis es so weit ist, können Sie die Ergebnisse der Kurpfälzer Braukunst ja zumindest bei Ihren Besuchen hier in der Region genießen. Wie oft sind Sie denn noch in Ihrer alten Heimat?

Timo Glock: Während der Saison bleibt dafür in der Regel kaum Zeit, aber im Winter klappt es schon ab und zu.

Eichbaum aktuell: Stehen bei diesen Gelegenheiten einige Punkte fest auf dem Programm – Dinge, die Sie unbedingt essen, trinken oder machen wollen? 

Timo Glock: Ja, ich besuche auf jeden Fall immer meine Oma. Alles andere ergibt sich.

Eichbaum aktuell: Herr Glock, wir bedanken uns für das Gespräch.

(Interview aus dem Jahr 2015)