MEINE PFALZ .

„Radler ist für eine Radlerin super-cool!“

Die mehrfache Europa- und Weltmeisterin sowie Olympiasiegerin im Bahnradfahren Miriam Welte aus Kaiserslautern über die aktuellen Geschehnisse ihrer nicht nur sportlichen Karriere, ihre rein private Beziehung zum Fahrrad und ihre Vorliebe für alkoholfreies Radler.

EICHBAUM aktuell: Miriam, Sie haben neulich ein vierwöchiges Praktikum beim SWR Fernsehen absolviert. Welche erste Frage würde die Journalistin Miriam Welte der Sportlerin Miriam Welte stellen?

Miriam Welte: Das weiß ich jetzt gar nicht so genau. Was ich aber weiß: Das Praktikum hat mir riesigen Spaß gemacht. Ich habe als Spitzensportlerin schon immer viel Kontakt mit dem Fernsehen und wollte unbedingt mal die andere Seite näher kennenlernen, um zu sehen, wie das Arbeiten dort funktioniert. Ich kann mir gut vorstellen, parallel zu meiner Tätigkeit als Polizeikommissarin bei der Landespolizei Rheinland-Pfalz auch weiterhin als TV-Kommentatorin bei Sportevents dabei zu sein.

EICHBAUM aktuell: Stichwort Sportevents: Bei der Bahnrad- WM im Frühjahr in Pruszków haben Sie mit Ihrer neuen Partnerin Emma Hinze die Bronzemedaille im Teamsprint geholt. Was bedeutet Ihnen diese Medaille bei der ersten Weltmeisterschaft ohne Ihre langjährige Teamkollegin Kristina Vogel?

Miriam Welte: Darüber bin ich sehr happy. Natürlich hatten wir es uns zum Ziel gesetzt, eine Medaille zu holen. Aber von den vorherigen Weltcupergebnissen wussten wir, dass mindestens drei weitere Teams auf einem ähnlichen Niveau unterwegs waren wie wir, insofern hätten wir auch auf dem undankbaren vierten Platz landen können. Für uns war immens wichtig, dass wir die Medaille von Anfang an als Ziel hatten, nur so konnten wir genau den Biss entwickeln, den es bei so einer Veranstaltung braucht. Wenn die Messlatte nicht hoch liegt, können die entscheidenden Prozentpunkte fehlen, die über Sieg oder Niederlage entscheiden.

EICHBAUM aktuell: Ist es eigentlich schwierig, sich auf eine neue Partnerin einzustellen? Wie lange braucht es, bis die Abläufe passen?

Miriam Welte: Das muss man schon ausgiebig trainieren. Wir haben von Oktober bis zur WM ganz intensiv die Teamsprints trainiert, damit die Wechsel perfekt sitzen. Es braucht ein gutes Timing und vor allem viel Vertrauen und Gespür untereinander, um zu erkennen, wann genau die Tür offen ist und man mit Vollspeed hineinfahren kann.

„Das Ganze war natürlich ein Schock.“ 

EICHBAUM aktuell: Können Sie nach dem Sturz und der schweren Verletzung Ihrer langjährigen Partnerin Kristina Vogel noch so gelöst Bahnrad fahren wie vorher?

Miriam Welte: Ich habe den großen Vorteil, den schrecklichen Unfall nicht persönlich gesehen zu haben. Wenn du diese Bilder erst einmal im Kopf hast, bekommst du sie wahrscheinlich nie wieder raus. Auch so war das Ganze natürlich ein Schock, aber etwas erzählt zu bekommen hat eine andere Wirkung, als selbst dabei gewesen zu sein. Trotzdem achte ich bei unseren Trainingseinheiten jetzt noch viel mehr darauf, was die anderen machen, als vor Kristinas tragischem Unfall. Im Weltcup sind teilweise bis zu 50 Athleten gleichzeitig zum Training auf der Bahn, Männer und Frauen aus allen Ländern der Welt, da ist höchste Konzentration gefragt.


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EICHBAUM aktuell: Wie sehen Ihre sportlichen Ziele für die nächste Zukunft aus?

Miriam Welte: Anfang August steht die deutsche Meisterschaft in Berlin auf dem Programm mit dem klaren Ziel, den Meistertitel zu holen. Ab Oktober folgen dann die Weltcups, die gleichzeitig für die Olympiaqualifikation entscheidend sind. Für mich steht außer Frage: Bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio möchte ich wieder um Medaillen mitfahren!

EICHBAUM aktuell: Wenn man beruflich so viel auf dem Fahrrad sitzt, macht man es privat dann eigentlich auch noch?

Miriam Welte: Na klar, ich fahre gerne und oft mit dem Rad. Ich besitze insgesamt 7 Fahrräder, die je nach Bedarf zum Einsatz kommen. Mit meinem Stadtrad beispielsweise fahre ich nach Kaiserslautern in die City, um einzukaufen oder einen Espresso zu schlürfen. Ich hasse die Parkplatzsuche und liebe es, den Drahtesel einfach direkt mit vor einem Café abstellen zu können. Mit einem meiner beiden Rennräder sieht man mich hin und wieder die Deutsche Weinstraße entlangflitzen. Und meine zwei Mountainbikes stehen mir für die herrlichen Strecken im Pfälzer Wald zur Verfügung, den ich direkt vor der Haustür habe.

EICHBAUM aktuell: Ein E-Bike haben Sie vermutlich nicht?

Miriam Welte: Stimmt, aber ich finde, dass E-Bikes ihre Berechtigung haben. Nehmen wir den Pendler, der auf das Auto verzichten möchte. Der tägliche Arbeitsweg endet mit dem E-Bike nicht im Schweißbad. Und auch ein Anhänger für Kinder lässt sich viel leichter ziehen, was vielleicht in der Rheinebene egal ist, aber in bergigen Regionen wie in Kaiserslautern eben nicht. In meiner unmittelbaren Umgebung wohnt eine ältere Dame, die unter Knieproblemen leidet. Seit sie sich ein E-Bike geleistet hat, sieht man sie wieder aktiv am Leben teilnehmen.

EICHBAUM aktuell: Sie waren schon in der ganzen Welt unterwegs, sind aber bekannt für Ihre Liebe zur Region. Was ist denn in der Region schöner als anderswo? Was zeichnet Land und Leute aus?

Miriam Welte: Für mich ist die Region Heimat und Rückzugsort, hier fühle ich mich wohl. Ich bin hier aufgewachsen, meine Familie lebt hier, meine Freunde sind hier zu Hause. Und unabhängig von dieser persönlichen Komponente ist die Pfalz landschaftlich für mich die schönste und vielfältigste Region in Deutschland. Stellen Sie sich doch mal in Edenkoben auf einen Weinberg und schauen Sie sich um – das ist megageil! Noch dazu ist das Essen bei uns wahnsinnig lecker und die Lebensqualität insgesamt riesig.

EICHBAUM aktuell: Apropos Essen: Wie wichtig ist das Thema Ernährung für Sie? Leben Sie das ganze Jahr nach einem strengen Plan oder ist da auch mal Platz für ein Bierchen?

Miriam Welte: Mein ganzes Leben ist verplant, da lasse ich mir doch beim Essen keinen Plan aufzwingen. Natürlich achte ich sehr auf meine Ernährung, aber man kann sich auch ohne konkreten Plan ausgewogen und gesund ernähren, wenn man sich auskennt. Ich esse und trinke vor allem regional, nachhaltig und saisonal, denn ich will wissen, wo meine Lebensmittel herkommen, und finde es schrecklich, wenn ein Stück Obst Tausende von Kilometern zurückgelegt hat, bevor es auf meinem Teller landet. Wenn wir hier in Dudenhofen trainieren, kaufe ich das Gemüse und die Grumbeere direkt bei den Hofläden ums Eck ein. Auf Alkohol muss ich als Hochleistungssportlerin natürlich gänzlich verzichten, aber gegen ein alkoholfreies Bierchen lässt sich nichts einwenden.

EICHBAUM aktuell: Die Privatbrauerei Eichbaum hat vor Kurzem mit dem Kurpfälzer NaturRadler ALKOHOLFREI einen alkoholfreien Energielieferanten auf den Markt gebracht. Das ist also erlaubt?

Miriam Welte: Unbedingt! Ich liebe Radler, vor allem nach dem Training oder wenn es schön heiß ist. Denn das schmeckt nicht nur ausgezeichnet, sondern hilft mir auch, schnell die Energiespeicher wieder aufzufüllen und den ersten Bedarf zu decken. Am NaturRadler mag ich zudem die ursprünglichen Zutaten: natürlicher Zitronensaft statt Zitronensäure, natürliche Süßung statt künstlicher Süßstoffe. Das passt gut zu meiner Philosophie. Und sowieso: Ein Bier, das Radler heißt, ist für eine Radlerin natürlich super-cool!

EICHBAUM aktuell: Frau Welte, vielen Dank für dieses Interview.

(Interview aus dem Jahr 2019)