MEIN LUDWIGSHAFEN.

„Wer nicht genießen kann, wird ungenießbar“

Dr. Eva Lohse, Oberbürgermeisterin von Ludwigshafen, über das neue Stadtgefühl am komplett umgestalteten linken Rheinufer, die zupackende, aber auch sinnesfreudige Mentalität der Pfälzer und ihre höchst persönliche Freude am Genießen.

Eichbaum aktuell: Frau Dr. Lohse, Ihre beiden Schwestern Pia und Jutta Müller-Tamm beschäftigen sich als Wissenschaftlerinnen mit Kunst beziehungsweise Literatur. Sind Sie sozusagen „aus der Art geschlagen“ – oder gehört Politik auch zu den schönen Dingen des Lebens?

Dr. Eva Lohse: Ich finde schon, und dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen empfinde ich es als großes Glück, für das Gemeinwohl arbeiten zu dürfen. Und zum anderen gibt es kaum einen Beruf, der so vielfältige Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen ermöglicht. 

Eichbaum aktuell: Sie wurden am 6. Mai 2001 in Ludwigshafen zur Oberbürgermeisterin gewählt und zählen damit inzwischen zu den dienstältesten Oberhäuptern deutscher Großstädte. Welche Ereignisse oder Entwicklungen waren bisher die persönlichen Highlights Ihrer Amtszeit?

Dr. Eva Lohse: Die wichtigste Entwicklung war, dass wir die Stadt an den Rhein gebracht haben. Sie müssen sich vorstellen, dass in den letzten Jahren das gesamte Rheinufer von der Adenauer-Brücke bis zur Parkinsel neu gestaltet wurde. Auf ehemaligen Hafen- und Industrieflächen ist dort ein Wohngebiet entstanden, das mittlerweile zu den Top-Adressen in der Metropolregion gehört. Dazu kommt die Rhein-Galerie auf dem ehemaligen Zollhof-Gelände, aber auch öffentliche Plätze und Anlagen. Ludwigshafen ist jetzt wirklich die „Stadt am Rhein“. Zu diesem neuen Stadtgefühl gehört übrigens, um noch einmal auf die schönen Künste zurückzukommen, dass wir uns kulturell neu positioniert haben, etwa mit dem Filmfestival auf der Parkinsel.

Eichbaum aktuell: Und welche Themen stehen für die kommenden Jahre ganz oben auf Ihrer Agenda?

Dr. Eva Lohse: City West und die Innenstadt. Hinter „City West“ verbirgt sich der Abriss der Hochstraße Nord, die wir durch eine normale, leistungsfähige Stadtstraße ersetzen wollen. Rechts und links von dieser Straße gibt es Raum für neue Stadtideen. Wir reden da noch einmal über ein ähnliches Entwicklungspotenzial wie am Rheinufer Süd. In der Innenstadt müssen wir auf die Veränderungen im Einzelhandel reagieren und althergebrachte Konzepte auf den Prüfstand stellen.

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Eichbaum aktuell: Als Vizepräsidentin des Deutschen Städtetags treffen Sie sich regelmäßig mit den Rathauschefs aus allen Teilen der Republik. Wie beschreiben Sie Ihre Heimatstadt und die Menschen, die hier leben, wenn Sie abends bei einem gemeinsamen Essen mit Ihren Kollegen zusammensitzen?

Dr. Eva Lohse: Ludwigshafen ist eine junge, offene und ehrliche Stadt. Man merkt der Stadt an, dass sie von der Industrie geprägt ist. „Wir schaffen was!“ ist eine Grundhaltung der Menschen, die hier leben. Und, nicht zu vergessen, Ludwigshafen liegt in der Pfalz, einer gesegneten Kulturlandschaft mit hoher Lebensqualität. Genuss und Lebensqualität gehören hier einfach dazu. Wir Pfälzer können arbeiten, aber genauso gut auch feiern.

Eichbaum aktuell: Sie sind in Ludwigshafen geboren und in den Stadtteilen Oppau und Friesenheim aufgewachsen. Inwieweit kommt es Ihnen als Oberbürgermeisterin zugute, dass Sie Land und Leute so gut kennen?

Dr. Eva Lohse: Außerdem bin ich in Mundenheim zur Schule gegangen und lebe mit meiner Familie im Stadtteil Süd. Natürlich hilft mir das sehr. Man muss eine Stadt kennen, und zwar nicht nur aus Plänen und Akten, sondern aus eigenem Erleben und eigener Anschauung, wenn man ihre Zukunft gestalten will.


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Eichbaum aktuell: Falls es der Zeitplan beim Empfang politischer Gäste in Ludwigshafen zulässt: Welche städtischen Locations sollten Ihre Besucher unbedingt gesehen haben, bevor sie sich wieder verabschieden?

Dr. Eva Lohse: Das, was Ludwigshafen dann doch einzigartig macht, ist natürlich das Werksgelände der BASF. So etwas finden Sie in dieser Form – mit der schieren Größe, der Komplexität des Verbund-Systems, aber auch der engen Verbindung zur Stadt – so schnell in der Welt nicht wieder.

Eichbaum aktuell: Während der Kanzlerschaft von Helmut Kohl lernten die Mächtigen dieser Welt den Pfälzer Saumagen kennen – und viele davon auch schätzen. Welche kulinarischen Spezialitäten aus der Region stehen bei Ihren offiziellen Einladungen auf der Speisekarte?

Dr. Eva Lohse: Sie werden lachen: Der beliebteste regionale Klassiker ist die Brezel. Eichbaum aktuell: Wo in Ludwigshafen oder um Ludwigshafen herum halten Sie sich in Ihrer Freizeit besonders gern auf? Dr. Eva Lohse: Ich finde, wir können in der Metropolregion alle miteinander froh sein, dass wir in einer Region mit so hoher Lebensqualität und so vielen schönen Orten leben, an denen man das Dasein einfach genießen kann. Mein absoluter Lieblingsort in Ludwigshafen ist die Parkinsel.

Eichbaum aktuell: Lässt Ihnen Ihr Terminkalender im Sommer ab und zu Zeit für einen Besuch in einem idyllischen Biergarten – zum Beispiel in dem des Landhauses Ludwigshafen?

Dr. Eva Lohse: Ich versuche mir die Zeit zu nehmen. Das muss auch sein, denn wie schon Goethe sagte: „Wer nicht genießen kann, wird ungenießbar.“ Eichbaum aktuell: Und wie würde dort eine typische Getränkebestellung der Familie Lohse aussehen? Dr. Eva Lohse: Das kommt ganz darauf an, wer fährt.

Eichbaum aktuell: Frau Dr. Lohse, wir bedanken uns für das Gespräch.

(Interview aus dem Jahr 2014)