MEIN MANNHEIM.

„Das Tollste an den Mannheimern ist ihre Offenheit.“

Ricarda Lobe, Mitglied der DM-Titel-verwöhnten 4x100-Meter-Sprintstaffel der MTG Mannheim, über ihre wichtigsten sportlichen Ziele, die Lust einer Pfälzerin an der Quadratestadt und die Getränke, mit denen sie in diesem Sommer auf ihren Saisonhöhepunkt anstoßen will.

Eichbaum aktuell: Ricarda, haben Sie am 9. August dieses Jahres abends um kurz vor zehn schon was vor?

Ricarda Lobe: Da ist wahrscheinlich der Endlauf über die 100 Meter Hürden bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Berlin, oder? Ja, dann habe ich an diesem Termin in der Tat schon was vor und ich hoffe sehr, dass nichts dazwischen kommt: Das Erreichen des Finales bei der Heim-EM gehört nämlich zu meinen wichtigsten Zielen in diesem Jahr. 

Eichbaum aktuell: Träumen Sie insgeheim manchmal sogar von noch ein bisschen mehr?

Ricarda Lobe: Natürlich will man gerade bei Meisterschaften im eigenen Land so gut wie irgend möglich abschneiden. Und oft setzt der Heimvorteil ja auch noch ein paar Prozent Extramotivation frei. Gerade im Hürdensprint kann immer viel passieren und daher ist vieles möglich. Eine internationale Medaille in den nächsten Jahren wäre auf jeden Fall ein schöner Traum.

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„Um Niederlagen wegzustecken, gebe ich mir maximal zwei Tage.“

Eichbaum aktuell: Der Saisonauftakt bei der Hallen-WM in Birmingham ging mit dem Aus nach dem Vorlauf leider gründlich daneben. Wie lange hat man als Spitzensportlerin Zeit, um solche Niederlagen wegzustecken?

Ricarda Lobe: Da muss natürlich jeder für sich selbst das richtige Timing finden. Ich gebe mir in der Regel maximal zwei Tage und dann muss sich der Blick wieder nach vorne richten. Im Fall Birmingham fiel mir das auch gar nicht so schwer, weil ich ziemlich genau wusste, woran es lag. Ich hatte in den Monaten zuvor meine Sprintstärke so weit verbessert, dass die technischen Abläufe zwischen den Hürden nicht mehr ganz stimmten.

Eichbaum aktuell: Auf nationaler Ebene sammeln Sie seit einigen Jahren Medaillen wie andere Leute PAYBACK-Punkte. Mit der 4x100-Meter-Staffel der MTG Mannheim wurden Sie zuletzt drei Mal hintereinander Deutsche Meisterin. Steht 2018 der vierte Titel in Serie auf Ihrer To-do-Liste?

Ricarda Lobe: Natürlich ist auch das ein wichtiges Ziel. Aber das wird definitiv kein Selbstläufer, weil sich in den anderen Vereinen immer wieder starke Staffeln formieren. Aber ganz unabhängig vom Erfolg genieße ich die Starts in der Staffel ganz besonders, da sich mir als Einzelsportlerin sonst wenig Gelegenheit für Teamerlebnisse bietet.

„Mannheim ist für mich inzwischen wirklich ein zweites Zuhause.“

Eichbaum aktuell: Die nationale und internationale Leistungsdichte in der Leichtathletik ist enorm. Wie viel Trainingsaufwand muss man treiben, um in Ihren Disziplinen vorne dabei zu sein?

Ricarda Lobe: In der Vorbereitung, wenn noch keine Wettkämpfe stattfinden, trainieren wir bis zu acht Mal die Woche je zwei Stunden. Das Ganze verteilt auf sechs Tage, Montag bis Samstag. Vor den Wettkämpfen wird das dann natürlich etwas weniger. Inzwischen ist Mannheim für mich wirklich ein zweites Zuhause.

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Eichbaum aktuell: Parallel zu Ihrer sportlichen Karriere absolvieren Sie ein Fernstudium für Internationales Management und schreiben im Herbst Ihre Bachelorarbeit. Haben Ihre Tage denn mehr als 24 Stunden?

Ricarda Lobe: Nein, das hat sich bisher eigentlich immer ganz gut koordinieren lassen. Das Lernen ist sogar oft eine willkommene Abwechslung, wenn ich zwischendurch nicht an den Sport denken und mal abschalten will. Natürlich kommt es vor, dass ich meine Freunde ein bisschen beneide, die ein richtiges Studentenleben führen können. Aber dafür habe ich den Sport, den ich sehr genieße und der mir unheimlich viel zurückgibt.

Eichbaum aktuell: Sie sind 2014 vom TV Nussdorf zur MTG gewechselt und seitdem sicherlich auch häufiger in Mannheim unterwegs als zuvor. Haben Sie die Quadrate- stadt dadurch nur besser kennen- oder auch lieben gelernt?

Ricarda Lobe: Lieben gelernt trifft es ziemlich gut. Zuvor beschränkten sich meine Ausflüge nach Mannheim meist auf Shoppingbesuche. Seit ich hier lebe und trainiere, habe ich natürlich eine ganz andere Beziehung aufgebaut und fühle mich hier von Anfang an so richtig wohl. Ich genieße es zum Beispiel, mich in ein Café, in einen der Parks, an den Wasserturm oder einfach irgendwo an den Neckar zu setzen. Inzwischen ist Mannheim für mich wirklich ein zweites Zuhause.

Eichbaum aktuell: Wie beschreiben Sie Mannheim und die Mannheimer, wenn Ihre Sprintkolleginnen auf den Leichtathletikevents in aller Welt Sie danach fragen?

Zu den herausragendsten Eigenschaften der Menschen hier gehören die Offenheit und der Humor.

Ricarda Lobe: Ich glaube, zu den herausragendsten Eigenschaften der Menschen hier gehören die Offenheit und der Humor. Ich mag auch den Dialekt sehr, der sich ja doch ein bisschen vom Pfälzisch unterscheidet, mit dem ich in Landau aufgewachsen bin. Was mich an der Stadt selbst am meisten fasziniert, ist ihre Vielfalt.

Eichbaum aktuell: Im Rahmen Ihres Studiums haben Sie ein fünfmonatiges Praktikum bei der Privatbrauerei Eichbaum absolviert. Welche Erinnerungen verbinden Sie damit?

Ricarda Lobe: Ausschließlich positive. Es war nicht nur eine ungemein lehrreiche, sondern auch eine höchst angenehme Zeit. Die Abteilung International Division hat mich wirklich superherzlich aufgenommen. Meinen Arbeitsplatz hatte ich im Produktmanagement, dort bekam ich auch schnell eigene Aufgaben übertragen. Und damit das Gefühl, etwas Nützliches beizutragen: ganz gleich, ob es um ein neues Produktdesign oder die Erweiterung einer Produktrange ging. Auch im Hinblick auf die Koordination von Praktikum und Sport sind mir die Verantwortlichen so weit wie möglich entgegengekommen. Es war beispielsweise kein Problem, morgens sehr früh anzufangen, damit ich nachmittags rechtzeitig zum Training kam.

Eichbaum aktuell: War das vielleicht der Beginn einer wunderbaren Freundschaft? Oder anders gefragt: Würden Sie sich bewerben, wenn es nach Ihrem Studium bei Eichbaum eine entsprechende Stellenausschreibung gäbe?

Ricarda Lobe: Ja, das würde ich sehr gern. Allerdings wäre eine Vollzeitstelle für mich sicherlich erst einmal unrealistisch: 38,5 Arbeitsstunden plus acht Trainingseinheiten pro Woche lassen sich auf Dauer einfach nicht durchhalten. Eichbaum aktuell: Auf jeden Fall kennen Sie jetzt das Sortiment der Privatbrauerei ziemlich gut. Womit werden Sie also darauf anstoßen, wenn Sie am 9. August tatsächlich den Einzug ins EM-Finale schaffen? Ricarda Lobe: Erst mal mit einem alkoholfreien UREICH Aktiv – und bei der After-Party gönne ich mir dann wahrscheinlich noch das eine oder andere NaturRadler.

Eichbaum aktuell: Ricarda, wir bedanken uns für das Gespräch.

(Das Interview ist aus dem Jahr 2018)