MEIN NEUSTADT.

„Der Synchronbomber.“

Maximilian Kolz, zweifacher Weltmeister im Splashdiving-Synchronspringen, umgangssprachlich Arschbomben-Champion, über seine kuriose und dennoch absolut leistungsorientierte Sportart, sein ungewöhnliches Trainingsprogramm

EICHBAUM aktuell: Maximilian, vor ein paar Wochen haben Sie in Sindelfingen Ihren WM-Titel im Splashdiving-Synchronspringen erfolgreich verteidigt. Mögen Sie es eigentlich, wenn man Arschbomben-Weltmeister sagt?

Maximilian Kolz: Ja, das passt schon. Der offizielle Name der Sportart ist zwar Splashdiving, aber den kennen nur wenige. Mit dem Begriff Arschbombe kann dagegen fast jeder was anfangen und weiß sofort, worum es geht – zumindest im Groben.

EICHBAUM aktuell: Worauf genau kommt es denn an beim Splashdiving?

Maximilian Kolz: In der Flugphase kann man sich das vorstellen wie das normale Turmspringen: Wir haben in unseren Sprüngen also auch verschiedene Salto- und Schraubenkombinationen.

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Bei uns gibt es da aber einen gewissen Freestylefaktor, ähnlich wie beim Snowboarden – das heißt, wenn der kleine Zeh nicht ganz gestreckt ist, gilt das als stilistische Freiheit. Den größten Unterschied macht die Landung: Während die Turmspringer möglichst ohne Spritzer ins Wasser eintauchen sollen, ist bei uns das Gegenteil angesagt. Wir haben die Wahl zwischen exakt 13 verschiedenen Arschbomben-Varianten. Die einen spritzen besonders hoch, die anderen besonders weit. Den größten Knall verursacht das sogenannte Brett: Dabei hält man den Oberkörper aufrecht und trifft mit den gestreckten Beinen waagerecht aufs Wasser. „Der Freestylefaktor macht das Ganze natürlich schon etwas entspannter“.

EICHBAUM aktuell: Und hinterher freut man sich darauf, dass der Schmerz nachlässt?

Maximilian Kolz: Ein bisschen weh tut das immer, das stimmt schon. Aber mit der richtigen Technik hält sich das normalerweise in Grenzen.

EICHBAUM aktuell: Wo würden Sie Splashdiving auf einer Skala von 1 bis 10 einordnen, wenn die 1 für eine Juxsportart und die 10 für eine olympiareife Disziplin steht?

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Maximilian Kolz: Ich würde da vielleicht mal so auf 8 gehen. Der Freestylefaktor macht das Ganze natürlich schon etwas entspannter. Aber auch unser Regelwerk ist in vielen Punkten unerbittlich. Wir müssen zum Beispiel dem Kampfgericht alle unsere Sprünge vorher exakt ankündigen und wenn bei der Ausführung dann ein Element fehlt, wird der Sprung nicht gewertet. Und letztlich ist es eben eine Weltmeisterschaft, auf die man sich lange und intensiv vorbereitet.

EICHBAUM aktuell: Sie wohnen direkt gegenüber vom Stadionbad in Neustadt, wo es einen großen Sprungturm gibt. Wie reagieren denn die normalen Badegäste, wenn Sie Ihre Trainingssprünge absolvieren?

Maximilian Kolz: In Neustadt kennen mich die meisten, da wundert sich eigentlich keiner mehr. Aber wenn ich anderswo trainiere, ist das oft sehr amüsant. Wenn die Leute die Salti und Schrauben sehen, finden sie das in der Regel ziemlich cool. Nach den Arschbomben-Landungen sind manche dann doch etwas irritiert. Viele fragen mich, ob das nicht höllisch wehtut. Unterm Strich bekomme ich aber fast ausnahmslos positives Feedback.

EICHBAUM aktuell: Ihre Paradedisziplin ist das Synchron- Splashdiving. Ihr WM-Partner Christopher Becker lebt in Hannover, das heißt, sie können sicherlich nicht täglich zusammen trainieren. Wie schafft man es trotzdem, die Bewegungsabläufe so perfekt zu koordinieren?

Maximilian Kolz: Das klingt jetzt vielleicht etwas komisch, aber wir trainieren ziemlich viel übers Telefon. Wir kennen uns jetzt schon sieben, acht Jahre und wissen genau, wie und in welchem Tempo der andere seine Sprünge ausführt. Deshalb reicht es eigentlich schon, die Sprünge vorher einfach kurz durchzusprechen: wie viele Salti, wie viele Schrauben, in welcher Ausführung und in welcher Reihenfolge das Ganze. Und natürlich: welche Landung. Wenn wir uns dann etwa einmal im Monat treffen, können wir uns auf einen ganz wesentlichen Punkt konzentrieren – auf den Absprung. Dafür haben wir ganz spezielle Rituale entwickelt. Denn wenn der Absprung nicht passt, lässt sich das während des Sprungs definitiv nicht mehr retten.

EICHBAUM aktuell: Wie verbringen Sie eigentlich Ihre Zeit, wenn Sie nicht auf dem Sprungturm stehen?

Maximilian Kolz: Mit unserem Sport gibt es natürlich kein Geld zu verdienen, deshalb habe ich einen ganz normalen Beruf – als Serviceingenieur bei Honeywell. Abends bin ich öfter im Fitnessstudio, damit ich dem Wasser bei der Landung etwas entgegenzusetzen habe. Vom Zehnmeterturm ist das vielleicht noch nicht so wichtig, aber ab und zu springen wir auch aus 27 Meter Höhe und da ist die Wasseroberfläche dann schon ganz schön hart. Insgesamt steht viel Sport auf meinem Programm: Ich springe Trampolin, fahre Snowboard und spiele Volleyball.

EICHBAUM aktuell: An welchen Orten in Neustadt, um Neustadt und um Neustadt herum sind Sie denn öfter mal anzutreffen?

Maximilian Kolz: Am häufigsten natürlich im Stadionbad beim Springen oder Volleyballspielen und im Fitnessstudio. Aber ich bin auch mal in verschiedenen Ecken des Pfälzer Walds unterwegs oder geh in der Stadt mit meiner Freundin was essen oder mit Freunden was trinken.

EICHBAUM aktuell: Haben Sie da ein spezielles Lieblingslokal? 

Maximilian Kolz: In letzter Zeit sind wir meistens im OSCAR‘S am neuen Cineplex hier in Neustadt.

EICHBAUM aktuell: Wie viele Freiheiten lässt Ihnen dabei der Ernährungsplan eines Splashdiving-Weltmeisters? „Besonders gern trinke ich Radler, da hat dann auch mein Trainer nichts dagegen“.

Maximilian Kolz: Natürlich stimmen wir das alles auf die Leistungsziele ab, aber allzu streng bin ich da mit mir nicht. Wir betreiben ja zum Glück keine Ausdauersportart – alles, was bei uns zählt, sind drei Dinge: Schnellkraft, Schnellkraft, Schnellkraft. Und da ist dann schon mal ein schönes UREICH drin. Besonders gern trinke ich das Radler von Eichbaum. Erstens, weil es mir schmeckt. Und zweitens, weil da auch mein Trainer nichts dagegen hat.

EICHBAUM aktuell: Maximilian, wir bedanken uns für das Gespräch.

(Das Interview ist aus dem Jahr 2018)