MEIN MANNHEIM.

„Eine Stadt für den zweiten Blick“

Michael Herberger, neben Xavier Naidoo der kreative Kopf der Söhne Mannheims, über die Eigenschaften des Ur-Mannheimers, die Gemeinsamkeiten mit seinem Urgroßonkel Sepp und die Faszination seiner Heimatstadt.

Eichbaum Aktuell: Herr Herberger, als musikalischer Sohn Mannheims sind Sie an Rampenlicht gewöhnt. Ansonsten aber halten Sie sich in der Öffentlichkeit meist lieber im Hintergrund. Warum eigentlich?

Michael Herberger: Das entspricht ganz einfach meinem Naturell. Zwar habe ich kein Problem damit, im Mittelpunkt zu stehen, wenn ich damit eine Sache vorantreiben kann, die mir am Herzen liegt. Aber ansonsten sehe ich mich eher als Teamspieler – wer dann vorne die Tore schießt, ist nicht so entscheidend.

Eichbaum Aktuell: Schwingt da vielleicht auch das typische Understatement des Mannheimers mit?

Michael Herberger: Das mag schon sein. Meine Familie lebt mittlerweile in der fünften Generation hier, ich kann mich also mit einigem Recht als Ur-Mannheimer bezeichnen. Und der neigt bekanntlich nicht unbedingt dazu, sich wichtig zu machen. Rein genetisch hätte ich es sicherlich schlimmer treffen können …

Eichbaum Aktuell: Dank Ihres Urgroßonkels könnten Sie jederzeit auch in der SWR-Fernsehshow „Ich trage einen großen Namen“ auftreten. Gibt es etwas, das Sie mit dem legendären Sepp Herberger gemeinsam haben?

Michael Herberger: Von der Redaktion dieser Show gab es übrigens tatsächlich schon einmal eine Anfrage. Das war dann bei mir aber terminlich nicht möglich, deshalb ist ein anderer Verwandter in die Sendung gegangen. Zumindest in einem Punkt bin ich meinem Urgroßonkel wohl durchaus ähnlich: Meines Wissens hat er die Öffentlichkeit genauso wenig gesucht wie ich. Aber vielleicht gibt es auch noch weitere Gemeinsamkeiten, die mir bisher nicht bewusst geworden sind: Xavier Naidoo jedenfalls bezeichnet mich gerne als „Trainer der Söhne Mannheims“.

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Eichbaum Aktuell: Seit April 2012 beschäftigen Sie sich so intensiv mit neuen Projekten der Söhne Mannheims, dass Sie nicht mehr an Livekonzerten der Band teilnehmen konnten. Woran genau arbeiten Sie gerade?

Michael Herberger: Zum einen an den nächsten Aktivitäten im Rahmen unseres Musikprojekts „Sing um dein Leben“ mit Kandidaten aus dem Team Xavier der Pro7/SAT1-Reihe „The Voice of Germany“ – ganz aktuell ist zum Beispiel ein weiteres Album geplant. Zum anderen sind wir voll eingebunden in die Konzeption eines neuen „Kreativdorfs“, das auf dem Gelände der ehemaligenTaylor Barracks in Vogelstang entstehen soll. Wie der Arbeitstitel schon sagt, wollen wir damit vor allem die Kreativwirtschaft ansprechen – vom Musiker bis zum Ingenieur. Einen besseren Standort als Mannheim kann ich mir für so ein Projekt nicht vorstellen.

Eichbaum Aktuell: Was genau lieben Sie denn besonders an Ihrer Stadt?

Michael Herberger: Was mich vor allem fasziniert, ist die spannende Mischung aus Bodenständigkeit und Weltoffenheit. Mannheim ist eine Schönheit mit Ecken und Kanten, eine Stadt für den zweiten Blick: Die vielen Vorzüge offenbaren sich nicht beim allerersten Besuch. Aber wer hier wohnt, der fühlt sich richtig wohl, das beweisen fast alle Umfragen. Das liegt sicherlich auch an den angenehm kurzen Wegen: Um von den Quadraten in den Odenwald oder in den Pfälzerwald zu kommen, braucht man gerade einmal eine halbe Stunde.

Eichbaum Aktuell: An welchen Plätzen in der Quadratestadt fühlen Sie sich am wohlsten?

Michael Herberger: Das hängt natürlich in erster Linie vom jeweiligen Lebensabschnitt ab. Im Moment, als Vater kleiner Kinder, entdecke ich gerade wieder neue Facetten an meiner Stadt, die mir zuvor eher verborgen geblieben waren: zum Beispiel den Luisenpark. Ich bin wirklich begeistert, mit wie viel Liebe zum Detail die Anlagen dort gestaltet sind und immer wieder umgestaltet werden. Dazu kann ich die Verantwortlichen nur beglückwünschen.

Eichbaum Aktuell: Und nach welchen Kriterien suchen Sie die Restaurants oder Kneipen aus, in die Sie mehr oder weniger regelmäßig gehen?

Michael Herberger: Auch auf diese Frage hätte ich vor 20 Jahren eine ganz andere Antwort gegeben. Aber ich muss zugeben: Mit
zunehmendem Alter nimmt die Toleranz gegenüber schlechtem Essen spürbar ab. Das hat übrigens nicht primär etwas mit der Kategorie der Lokale zu tun: Es gibt zum Glück genügend Restaurants, in denen man es sich zu fairen Preisen schmecken lassen kann. Zu meinen Favoriten gehören derzeit unter anderem das Costa Smeralda in der Schwetzinger Straße, das Wirtshaus zum Neckartal in Feudenheim und das Le Corange in der Innenstadt – wenn man dahin geht, sollte man allerdings ein paar Euro mehr einstecken.

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Eichbaum Aktuell: Was verbinden Sie persönlich mit dem „ältesten Sohn Mannheims“ – mit der Privatbrauerei Eichbaum, die letztes Jahr ihren 333sten Geburtstag feierte?

Michael Herberger: Das fragen Sie einen, der mit der Marke Eichbaum praktisch aufgewachsen ist? Der Name gehört für mich zu Mannheim wie der Wasserturm. Oder anders gesagt: Mannheim ohne Eichbaum ist eigentlich nicht vorstellbar – zumindest nicht in meinem Kopf.

Eichbaum Aktuell: Herr Herberger, wir danken Ihnen für das Gespräch.

(Interview aus dem Jahr 2013)