BRAULEXIKON TEIL 15- „HISTORISCHE BIERSORTEN“

Das Bier von früher

Unser Bierlexikon möchte Sie in die gut gehüteten Geheimnisse der Braukunst einführen. In Teil 15 geht es um historische Bierstile. Im Laufe der über 5 000-jährigen Biergeschichte haben sich die Vorlieben der Biertrinker natürlich gewandelt. Viele der früheren Biere sind dadurch in Vergessenheit geraten. Einige dieser Bierstile möchten wir Ihnen heute vorstellen …

Es gibt historische Bierstile, die längst von der Bildfläche verschwunden sind, und es gibt solche, die gerade eine Renaissance erleben. Besonders erfolgreich gelingt dies augenblicklich der Gose. Die Gose ist ein obergäriges Weizenbier, dessen Name sich von dem kleinen Harzflüsschen Gose ableitet, aus dem die Braumeister bereits im Mittelalter das Wasser zur Herstellung des Bieres bezogen. Charakteristisch für die Gose ist der salzig-aromatische Geschmack, der durch Zugabe von Kochsalz und Gewürzen wie Koriander erreicht wird. Neben Gerstenmalz kommen auch Hafer- und Weizenmalz zum Einsatz. Oft bekamen die Wirte früherer Tage Gose als Jungbier ausgeliefert, das in den Fässern noch kräftig nachgären durfte.

Als König der ausgestorbenen Bierstile wird oftmals der Broyhan bezeichnet. Dabei handelt es sich um ein von Lord Broyhan am 31. Mai 1526 erfundenes Bier, das rund um Hannover sein Zuhause hatte. Die Suche nach historischen Informationen zum Broyhan gestaltet sich schwierig, da sein Erfinder das Rezept zumindest am Anfang streng unter Verschluss hielt und die Vorgehensweise in den Brauerfamilien mündlich überliefert wurde. Darf man späteren Quellen glauben, so handelte es sich um ein helles, aber sehr trübes obergäriges Bier, das trotz deutlicher Süße leicht säuerlich- weinig im Geschmack daherkam und einen sehr niedrigen Alkoholgehalt von 2 bis 3 Vol.-% hatte.

 

Das Zerbster Bitterbier war wohl der bekannteste Exportschlager, den die sachsen-anhaltinische Kleinstadt Zerbst je zu bieten hatte. Im 15. Jahrhundert waren dort sage und schreibe 550 Brauereien registriert und sämtliche Rohstoffe für das Bier kamen aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Es handelte sich um ein dunkleres Bier, dessen Malz durch Rösten auf Erlenholz ein besonderes Aroma entwickelte.

Nur 90 Fahrminuten von Zerbst entfernt liegt die Bierstadt Gardelegen, deren Spezialität „Garley“ im Jahr 1314 das Licht der Welt erblickte und stolze 699 Jahre lang produziert wurde, was es bis dahin zur ältesten durchgehend genutzten Marke der Welt machte. Rezeptüberlieferungen gibt es nicht, Garley war wohl ein Bier aus Gerstemmalz, gutem Wasser und Hopfen. Die notwendige Hefe sei dabei angeblich nur in geweihter Form bei einem Kloster bezogen worden.

Etwas mehr gesichertes Wissen hat man über ein erst im 19. Jahrhundert entdecktes Bier aus Jena: das Lichtenhainer. Es handelte sich um ein obergäriges Leichtbier mit 8 bis 10 % Stammwürze. In seiner ursprünglichen Form wurde es ausschließlich mit Gerstenmalz gebraut. Es besaß eine helle Farbe, war spritzig-leicht, mit feiner Säure durchsetzt und nur von geringer Bittere. Sein besonderes Aroma wurde geprägt durch die Verwendung von schwach geräuchertem Malz.

<< zurück zur Übersicht